Der alte Mann und der Imbis

Um 9:30 Uhr an jenem Morgen, bin ich wieder auf der Straße. Schon der erste Blick gen Himmel verrät, dass das Wetter heute umschwingen und es wahrscheinlich regnen wird. Und so kommzt es auch. Nach ca. 2 1/2 Stunden im Sattel öffnet der Himmel seine Schleusen. Ich habe großes Glück und finde noch rechtzeitig in einer Bushaltestelle Unterschlupf. Der Regen prasselt heftig auf das Dach und ich nutze die Zwangspause zum Essen.

Schräg hinter der Bushaltestelle liegt ein heruntergekommener Imbiss. Anfänglich denke ich, das dieser schon vor langer Zeit geschlossen geschlossen wurde, so erbärmlich sieht er aus. Doch plötzlich tritt ein alter Mann mit Bart, Basecap und schmudeliger Schürze aus dem Verhau und winkt mich zu sich her. Ich folge seiner Aufforderung und gehe zu ihm. Er gibt mir zu verstehen, dass er mich auf einen Kaffee einladen möchte und bittet mich in seinen Imbis. Drinnen erwarten mich seltsam anmutende Räumlichkeiten. Neben wild zusammengewürfelten Tischen und Stühlen, befinden sich durchgesessene Sofas , sowie Schreibtische auf denen Computer aus grauer Vorzeit stehen. Er serviert mir Kaffee und ein Marzipantörtchen und fängt an zu erzählen. Er spricht nur Schwedisch, was ich nicht verstehe, aber trotzdem schaffen wir es uns zu verständigen. Er zeigt mir Patente aus verschiedenen Ländern, daruntr auch Deutschland, welche ein System zur Raumentlüftung betreffen. Seine Firma heißt “Aircleaning /  Slussfors”. Ich muss schmunzeln, hätte sein Imbis die Erfindung seines Besitzers doch mehr als nötig. Neben einem Haufen weiterer Patente bekomme ich zudem auch noch einen Diavortrag geboten, in welchem Klas Jacobson, der Erfinder von “Aircleaning”, in aller Herren Länder zu sehen ist. Sehr merkwürdig dies alles: Ein augenscheinlich erfolgreicher Erfinder, der Tag ein Tag aus in einer heruntergekommenen Imbisbude hockt, ja vielleicht sogar dort lebt, 86 Jahre alt und über die Maßen agil ist, Motorrad fährt, die Welt bereist, aber keine einzige Fremdsprache spricht. Das alles erinnert mich  irgendwie an den Roman “Der hundertjährige der aus dem Fenster stieg und verschwand”. Es mag vielleicht Zufall sein, dass ich erst wenige Tage zuvor durch genau die Gegend gekommmen bin, in dr dieser Roman spielt. Wer weiss, vielleicht hat Klas Jacobson wenige Jahre zuvor den Autoren dieses Buches ebenfalls auf Kaffe und Marzipantörtchen eingeladen. Nicht wissend, dass er die Vorlage für einen Weltbestseller liefern wird. Zum Abschied schenkt mir Klas noch einen edlen Kugelschreiber seiner Firma, begleitet mich nach draußen, wo es  immer noch in strömen regnet und winkt mir nach. Die ganze Fahrt über muss ich an den Alten denken, der mir ein einziges Rätsel ist. Eines ist jedoch sicher: Er ist ein unglaublich gutmütiger und herzlicher Alter.

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Am ende des Tages bi  ich bis auf die Knochen durchweicht. Nach 161 Kilometern steuere ich, kurz vor der norwegischen Grenze eine kleine Pension an. Dort koche ich mir noch eine ordentliche Portion Nudeln, bevor ich zuerst ins Bett und gleich darauf in einen tiefen Schlaf falle.

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