Monthly Archives: August 2014

Hydration 2.0

Lange hatte ich nicht geschlafen, zu groß ist der Drang weiterzufahren. Doch bevor ich mich in das nächste Teilstück stürze, suche mich mir in Oulu einen guten Lunch. Um 10:30 Uhr am Morgen esse ich Salat, eine monströse Pizza Margeritha, eine Portion Eis und trinke Orangensaft. Pervers, aber gut. Nachvollziehen lässt sich dies glaube ich nur von Denjenigen, die selber schon mehrtägige Touren gefahren sind. Absolut übersättigt mache ich mich an mein Tagewerk. Die ersten Kilometer sind eine reine Qual. Meine “Leiden” rücken erst in den Hintergrund, als ich vor mir einen Rennradfahrer erblicke. Mit der Hoffnung mich ein paar Kilometer in dessenWindschatten auszuruhen gebe ich Druck aufs Pedal. Nach wenigen Minuten habe ich ihn eingeholt und hänge mich hinter ihn. Mir fällt auf, dass er ein Canyon Rennrad fährt und ich fahre neben ihn um ihm zu sagen, dass sein Edelbike aus meiner Heimatstadt stammt. Ich kann einfach nicht anders. Sofort entwickelt sich ein nettes Gespräch und Olli, der in Oulu lebt und mit dem Rad auf dem Weg zu seinen Schwiegereltern ist, erzählt mir stolz, dass er in wenigen Tagen Vater wird. 60 Kilometer legen wir gemeinsam zurück und die Zeit vergeht wie im Flug. Kurz nachdem wir uns voneinander verabschiedet haben, bemetke ich dicke Gewitterwolken, die direkt in meine Richtung ziehen. Im letzen Augenblick kann ich mich noch unter eine Birke retten bevor das Unwetter losbricht. Für ganze 10 Minuten bietet mir der kleine Baum Schutz, dann wird der Regen so stark, dass es keinen Unterschied mehr macht, ob ich nun unter einem Baum Stehe oder nicht. Als ich anfange zu frieren, beschließe ich weiterzufahren. Trotz Wolkenbruchs, starkem Gegenwind und zuckenden Blitzen. Ich trete in die Pedale wie ein Besessener. Innerhalb weniger Minuten sind selbst meine durch Überschuhe geschützten Radschuhe durchweicht. 10 Kilometer später ist der Spuk vorbei. Es dämmert und Nebel steigt auf. Durchnässt beende ich den Tag nach 178 Kilometern. Die kommenden Tage sollen heiß werden, ließ Olli zum Abschied noch verlauten. Ich hoffe er behält Recht!

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Der isst ja wohl total Banane!

Wirklich ein seltsamer Kautz mein Fahrer. Die Nacht verbringen wir auf einem einsamen Rastplatz, auf welchem ein seltsames, offenes, zweistöckiges Gebäude steht, unter dessen Dach Kirchenglocken aus Deutschland ausgestellt werden. Ich werde unten an eine der Glocken gelehnt, während mein Fahrer es sich ein Stockwerk höher gemütlich macht.

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Lange jedoch ruht er nicht und schon nach wenigen Stunden tritt er wieder in meine geschundenen Pedale. Da seine Radschuhe durch den gestrigen Regen immer noch durchweicht sind, müssen meine Pedale allerdings mit ganz gewöhnlichen Sportschuhen vorlieb nehmen, was ein zügiges Vorankommen vorerst verhindert. Bereits nach 50 Kilometern machen wir unsere erste Pause. Obwohl es noch sehr früh ist, hat die Sonne schon gewaltig Kraft. Mein Fahrer nutzt dies, stellt die durchweichten Radschuhe in die Sonne und verschwindet in dem Supermarkt an dem wir gehalten haben. Zurück kommt er mit einem riesigen Bund Bananen, drei davon werden auf der Stelle verdrückt, der Rest wandert in meine Taschen. Unglaublich, welche Menge dieser gelbbeschalten Früchte auf dieser Tour bereits dem Hunger meines Fahrers zum Opfer gefallen sind. Am Ende der Pause scheinen die Radschuhe getrocknet zu sein, jedenfalls zieht mein Fahrer sie an und von nun an geht die Reise zügiger von statten. Kilometer um Kilometer spulen wir herunter. Nur einmal halten wir, damit mein Fahrer seine Gier auf Eis befriedigen kann. Irgendwann wird es dunkel und ich merke wie mein Fahrer nervös wird. Wir befinden uns auf einer großen, viel befahrenen Strasse und seit vielen Kilometern bietet sich beiderseits des Weges keine Möglichkeit sein Zelt aufzuschlagen, da nur Dickicht vorhanden. Nach einer gefühlten Ewigkeit, steuern wir in einen Waldweg abseits der Strasse, ich werde an einen Strommasten gelehnt, während es sich mein Fahrer in seinem Zelt bequem macht. Mir ist das egal,  Hauptsache meinen armen Reifen wird eine Pause gegönnt. 235 Kilometer sind schon ganz schön übertrieben. Findet ihr nicht auch?

Viele Grüße aus dem dunklen Wald, Euer Fritz

 

K(r)ampftag

Ich bin mir sicher, ich werde beobachtet. Da ist jemand. Ich öffne den Zelteingang und blicke direkt in die Augen eines Schlittenhundes. Er steht ruhig da und schaut mich einfach an. Ein wenig mulmig ist mir schon und ich fluche innerlich, dass ich mein Pfefferspray nicht zur Hand habe. Schon auf der Insel Rügen war mir dieses verloren gegangen. Grade als ich den Zelteingang wieder schließen will, ertönt ein harsches Kommando und der Hund verzieht sich. Ein dicklicher Mann mit einer Zeitung unter dem Arm kommt den Waldweg entlang geschlappt und schaut herüber. Er brummelt noch irgendetwas in Richtung seines Hundes und verschwindet im Dickicht. “Wo zum Teufel geht der hin?” denke ich bei mir. Am Vorabend war ich, ob der hereinbrechenden Nacht, in höchster Not von der vielbefahrenen E75 in diesen kleinen Waldweg eingebogen, an dessen Rand ich notdürftig mein Zelt aufgeschlagen hatte. Es ist noch sehr früh am Morgen und ich beschließe direkt aufzubrechen. Der Verkehr an diesem Sonntagmorgen ist enorm, dennoch bleibe ich in Ermangelung einer attraktiven Alternative auf diesem Höllenband. Es ist wirklich kein Spaß hier zu fahren, im Sekundentakt rauschen Autos und Lastwagen an mir vorbei und belästigen mich mit Abgase und Lärm, zudem ist die Landschaft sterbendslangweilig, eintönig und öde. Ich entwickele einen regelrechten Hass auf diese Strasse und so taufe ich sie in meiner Wut auf den Namen “THEBIGFUCKINGBORINGSTREET”. Schon nach 30 Kilometern brauche ich meine erste Pause. Auf einem supermodernen Rasthof trinke ich einen Kaffe, esse einen Muffin und muss anschliessend meinen gesamten Willen mobilisieren um wieder aufs Rad zu steigen. Wenigstens das Wetter ist gut. Weitere 40 Kilometer muss ich mich von der BFBS belästigen lassen, bevor ich in Heinola auf eine kleinere, parallel verlaufende Strasse wechseln kann. Bis kurz vor Helsinki möchte ich heute fahren, damit ich morgen noch die Stadt besichtigen kann, bevor um 17:30 meine Fähre nach Deutschland ablegt. Ich komme durch Lahti, den, durch seine Skisprungschanzen, weltbekannten Wintersportort, welcher davon abgesehen der BFBS allerdings durchaus Konkurrenz machen kann.

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Weiter trägt mich mein Wille, jetzt sind es nur noch knappe 100 Kilometer bis nach Helsinki. In Jervenpää, ca. 30 Kilometer vor den Toren Helsinkis möchte ich auf einem Campingplatz meine letzte Nacht in Finnland verbringen. Zu meinem Glück zeigt mir ein rennradelnder Finne den Weg, zu diesem, schön an einem See gelegenen Campingplatz. Ausgeschildert war dieser nämlich nicht. Mag sein, dass dies auch der Grund dafür ist, warum außer mir nur eine deutsche Familie und ein niederländisches Paar die Nacht auf diesem Platz verbringt . Froh, diesen harten, 207 Kilometer langen Tag hinter mich gebracht zu haben und mit Vorfreude auf Helsinki schlafe ich ein.

5652…. und es hat BUUUM!! gemacht.

Wenige Kilometer vor dem Stadtzentrum von Helsinki gibt es einen lauten Knall und einen Augenblick später fahre ich auf der Felge. 5652 Kilometer hatte ich keinen Defekt gehabt und nun, wenige Kilometer bevor ich die Fähre besteigen will passiert es.

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Gelassen steige ich von meinem alten Fritz und mache mich daran ihm einen neuen Schlauch, sowie Manteldecke zu verpassen. Die alte war schlichtweg durchgefahren. “4 Stunden habe ich noch bis die Fähre geht, fällt das Sightseeing halt etwas kürzer aus” denke ich bei mir, während ich den alten Mantel von der Felge ziehe. Neuer Schlauch, als auch Mantel sind rasch montiert und ich mache mich ans aufpumpen. Da knallt es erneut. Der Mantel hat sich aus dem Felgenbett gelöst und hängt weit über den Felgenrand. Ich hebele ihn zurück ins Bett und pumpe erneut. Pang! Schon wieder löst sich der Mantel von der Felge. Vor meiner Abfahrt hatte ich die Manteldecke gefaltet, um sie platzsparend transportieren zu können. Dies wird mir nun zum Verhängnis. Die mit Draht verstärkten Mantelränder sind derart aus der Form geraten, dass sie sich unter Druck nicht im Felgenbett halten können. Na prima, nun stehe ich irgendwo in der Peripherie von Helsinki und bin aufgeschmissen. Mitlerweile sind es nur noch 3 1/2 Stunden bis die Fähre ablegt und guter Rat ist teuer. Als ich mich schon mit dem Gedanken angefreundet habe, noch eine weitere Nacht in Finnland zu verbringen kommt mir die rettende Idee. Ich zücke mein Messer und schneide aus dem alten Schlauch einen passenden Flicken für die alte, durchgefahrene Manteldecke zurecht. Diesen Flicken verklebe ich an der durchgefahrenen Stelle des Mantels und ziehe ihn wieder auf die Felge. Dieses Provisorium muss ja nur die 10 Kilometer bis zum Fährhafen halten. Ganz behutsam setze ich meinen Weg fort. Es gibt nur noch ein Ziel: den Fährhafen. Helsinki kann warten, bis ich das nächste Mal in Finnland bin, ich bin nicht scharf darauf noch länger in diesem Land zu verweilen. Neben der Eintönigkeit der Landschaft, sind es auch die Finnen selber die meine Stimmung in den letzten Tagen merklich eingetrübt haben. Oft hatte ich das Gefühl, es mit lebenden Eisblöcken zu tun zu haben. Sehr reseviert und emotionslos, selten mal ein Lächeln. Natürlich gab es auch Ausnahmen. Tatsächlich hält meine Bastelei exakt bis zum Abfahrtsterminal. Dort versuche ich gemeinsam mit Joe aus Colorado, der ebenfalls mit der Fähre nach Deutschland will, den Mantel ein weiteres Mal auszutauschen, aber auch dieses Mal ohne Erfolg.

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Per Shuttle gelange ich mit meinem ledierten Fritz auf die Fähre. Glücklich, noch an Bord der Fähre gelangt zu sein, spendiere ich Joe und mir einen kühlen Longdrink. Wir sitzen auf dem Achterdeck und erzählen uns gegenseitig die Erlebnisse der vergangenen Wochen. Joe war einen Monat lang in Vaasa gewesen und hat versucht Finnisch zu lernen. Nun ist er des Landes überdrüssig und möchte in Potsdam einen Freund besuchen. Wenige Longdrinks später, überfällt mich die Müdigkeit und ich suche den mir zugewiesenen Ruhesessel auf, um ein wenig zu schlafen. Einige Stunden darauf, draussen ist es schon dunkel, wache ich auf, weil unser Kahn ordentlich in Bewegung ist. “Kann doch nicht sein”, denke ich bei mir,” die Ostsee ist ein besserer Gartenteich, wie kann es hier rauhe See haben?” Ich mache mich auf den Weg aufs Oberdeck und werde mit einem herrlichen Gewitter belohnt. Die Blitze zucken über den Himmel, der Wind peitscht die See auf, so dass mir die Gischt um die Nase weht. Vom einen auf den anderen Moment bin ich wieder hellwach und geniesse dieses Naturschauspiel. Nach 2 Stunden beruhigt sich das Wetter wieder und ich gehe in glücklicher Gewissheit am nächsten Tag in Deutschland zu sein schlafen. 50 äußerst aufregende Kilometer habe ich heute hinter mich gebracht.

 

Auf See

Nahezu den kompletten Tag auf See verschlafe ich. Mein Körper schreit förmlich nach Ruhe und diese kann ich ihm nun geben. Zwischendurch schlurfe ich in den Duty Free Shop und hole mir 400 Gramm Rittersport Schokolade, die ich auf einen Schlag vernichte. Um 21:30 erreichen wir den Hafen von Travemünde. Als letzte Passagiere werden Joe und ich mit unseren Rädern von Bord gelassen. Wieder kann ich mir einen Shuttelservice organisieren, der mich mit meinem Pannenrad zur Hafengrenze bringen soll. Kurze Zeit später, taucht ein VW Bulli auf hinter dessen Steuer Stefan sitzt, ein junger Kerl, der soeben seine Ausbildung zum Schiffskaufmann bei Finnlines abgeschlossen hat. Aushilfsweise arbeitet er noch im Hafen, bis er im September ein weiterführendes Studium in München aufnimmt. Als er mein Rad sieht, fragt er mich direkt wo ich denn heute noch hin wolle. Ich sage, dass der nächste Campingplatz mein Ziel wäre. Obwohl es verboten ist mit dem Fahrzeug das Hafengelände zu verlassen, bringt Stefan mich zum nächstgelegenen Campingplatz. Glücklich darüber, dass mir eine längere Fahrradschieborgie erspart geblieben ist, verbringe ich dort die Nacht.

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Der Duathlon von Ivendorf

Am Morgen mache ich mich auf den Weg in das 3 Kilometer entfernte Travemünde. Es gilt eine neue Manteldecke zu besorgen. Ich schnüre meine Nike Free und laufe los. Es ist äußerst ungewohnt nach knapp 6000 Kilometern auf dem Rad, 6 Kilometer zwischen Travemünde und Ivendorf hin und her zu laufen. Mit einem Schwalbe Marathon Plus Mantel im Gepäck, kehre ich stolz zurück und mache mich daran, den Alten Fritz neu zu bereifen. Beim Ausbau des hinteren Laufrades löst sich ein Teil meiner Nabengangschaltung und ich mache mich fluchend daran es wieder korrekt einzubauen. Nur gelingen mag es mir nicht so recht. Ich habe Glück. Mein Zeltnachbar Christian, der ebenfalls mit dem Rad unterwegs ist, nimmt sich der Schaltung an, und versucht sie wieder zum laufen zu bringen. Währendessen komme ich mit Monica und Carlos ins Gespräch. Sie sind grade dabei mit ihren Rädern aufzubrechen, als ich sie frage wohin die Reise gehen soll. Und tatsächlich, die Beiden sind auf dem Weg zum Nordkapp. Unglaublich, da bin ich schon fast wieder daheim und treffe, ca. 3500 Radkilometer vom Nordkapp entfernt, zwei Verrückte die an diesen abscheulichen Flecken Erde fahren wollen, welchen ich 8 Tage zuvor unter größten Strapazen erreicht hatte. Sie erzählen mir, dass sie ein Jahr zuvor von Barcelona bis Straßbourg gefahren sind, wo Carlos allerdings so schwer gestürzt war, dass sie die Reise abbrechen mussten. Nun haben sie ihr Vorhaben von Ihrer Heimat Barcelona aus ans Nordkapp zu radeln wieder aufgenommen und sind in Straßbourg wieder eingestiegen. Viele Fragen haben die Beiden an mich und wollen alles ganz genau wissen. Von Carlos lasse ich mir dessen Route zum Nordkapp zeigen und erschrecke ein wenig über den Maßstab seiner Karte, auf der ganz Skandinavien zu sehen ist. Für den äußersten Norden mag diese taugen, da es dort ohnehin nur wenige Straßen gibt. Für Südschweden ist diese Karte allerdings absolut unzureichend, nur die Hauptverkehrsstraßen sind verzeichnet und auf diesen zu fahren ist nicht nur gefährlich, sondern in den meisten Fällen auch verboten. Carlos hatte den absolut direktesten Weg über die Ostküste Schwedens Richtung Nordkapp vorgesehen. Davon riet ich ihm ab und empfahl ihm meine Route über den verkehrsarmen, schönen Inlandsvägen. Zu oft hatte ich während der Vorbereitung auf meine Tour davon gelesen, dass die Route über die Ostküste von zuviel Verkehr und Langeweile geprägt sei. Ich zeichne die von mir gefahrene Strecke auf meinen Landkarten ein und überlasse sie den Beiden. “Ein Jahr habe ich diesen Weg geplant und jetzt kommst Du und wirfst in einer Minute alles über den Haufen” sagt Carlos zu mir und umarmt mich herzlich. “Wir werden so fahren, wie du es uns empfohlen hast”. Von Monica, Olympiateilnehmerin im Segeln, werde ich kurzerhand zum nächste Törn nach Barcelona eingeladen und ich verspreche den Beiden, ihre Reise auf deren Blog im Auge zu behalten. 

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In der Zwischenzeit hat Christian mein Rad wieder fahrtüchtig gemacht und wir beschließen, da Christian auch nach Hamburg möchte, gemeinsam zu fahren. In gemütlichem Tempo machen wir uns auf den Weg und es wird eine sehr kurzweilige Fahrt bis Hamburg.

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In Wandsbek verabschieden wir uns und ich fahre über die Elbbrücken Richtung Harburg. Hier werde ich bei meinem Vater einen Tag Pause machen und mich ordentlich ausschlafen. Wenige Kilometer bevor ich mein Ziel erreiche, entdecke ich am Wegesrand das hier…

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..ein Hinweis auf ein nächstes Abenteuer? Wer weiss….

Auf den Spuren von Hermann Löns

Es geht mir gut. In den letzten beiden  Tagen in Hamburg habe ich vor allen Dingen gegessen und geschlafen. Ich bin rundum erholt und möchte meine Reise mit dem Tagesziel Steinhuder Meer fortsetzen. Über kleine Wege und Sträßchen verlasse ich die Metropolregion Hamburg. Einige Kilometer fahre ich gemeinsam mit einer jungen Krankenschwester auf einem Radweg neben einer Bundesstraße entlang und wir fachsimpeln über Ernährung. Dann muss ich jedoch abbiegen und ich fahre durch schönste Heidelandschaft Richtung Walsrode. Eilig habe ich es nicht, auch nicht als es gegen Abend leicht anfängt zu regnen. Ich entschließe mich dazu, dem Steihuder Meer doch keinen Besuch abzustatten und stattdessen noch ein wenig weiter zu fahren. Es dämmert schon als ich durch das schöne Städchen Bückeburg komme. Da ich keinen Campingplatz mehr finde, unterbreche ich meinen Weg für einige Stunden an einem Feldrand. Dort stelle ich mein Zelt auf und genieße den Klang der Regentropfen die auf meine Behausung niederfallen. 190 Kilometer liegen hinter mir und ca. 100 habe ich noch bis Paderborn vor mir. Herrlich…..

Der rauhe Wind im Lipperland

Immer wieder hat es geregnet in der Nacht und auch jetzt, am frühen Morgen, als ich grade mein Zelt abbaue, geht ein Schauer nieder. Durchnässt mache ich mich auf den Weg gen Südwest. Dumm nur, dass der Wind aus eben dieser Richtung weht und dies nicht grade schwach. Mir fällt auf, dass dies bei meinem Primärziel, dem Nordkap, auch schon der Fall gewesen war. Immer wenn ich ein übergeordnetes Ziel anstrebe scheint sich die Natur mit aller Gewalt dagegen zu stemmen. Ich fahre über Rinteln und Barntrupp Richtung Steinheim, um dann von Langeland  aus, den Hauptkamm des Eggebirges zu überqueren. Öfters muss ich rasten und meinem Körper frische Energie zuführen, welche der starke Wind im nu wieder verbraucht. Auf eine lange Steigung kann man sich wunderbar einstellen, man sieht vor sich wo es steiler wird und wo man kräftiger ins Pedal wird treten müssen. Wind ist unsichtbar, du weisst nie wie lange du gegen eine kräftige Böe ankämpfen musst. Das kann bei langer Fahrt arg auf die Moral schlagen. Besonders stark weht der Wind nochmals auf den letzten Kilometern. Immer wieder reisst er kleinere Äste von den Bäumen und ich bin froh um meinen Helm. Dann endlich, nach 115 Kilometern habe ich es geschafft. Müde aber glücklich erreiche ich Schloss Hamborn. Hier werde ich meine Fahrt, wie auch schon auf dem Hinweg für einige Wochen unterbrechen, bevor es dann beim Epilog auf die letzten 300 Kilometer in Richtung Koblenz geht. 6079 Gesamtkilometer habe ich seit meinem Start zurückgelegt. Ich bin glücklich, stolz, und um unzählige Erlebnisse und Erfahrungen reicher. Schön, dass ihr diese Reise mit mir geteilt habt,  vielen Dank dafür und auf bald.