Ausgeruht erwache ich, weil draußen vor meinem Zelt jemand um mein Rad herumschleicht. Als ich das Zelt öffne, um nach dem Rechten zu sehen, stehe ich einem etwa 16, 17 jährigen halbwüchsigen in Radklamotten gegenüber. Er fragt sogleich interessiert, wohin ich fahren würde und woher ich komme. Die typischen Fragen eben…. Als ich sage, dass die Fahrt zum Nordkapp geht und ich aus Deutschland bin, switcht er problemlos ins Deutsche und sagt: ” Ach so, aus Deutschland, dann können wir auf Deutsch sprechen”. Verblüfft schaue ich ihn an. Wie kommt ein so junges Kerlchen von Deutschland mit seinem Fahrrad an den nördlichsten Zipfel unseres Kontinents?! Als er mir meine Irritation anmerkt, fügt er sogleich an “Mein Vater ist Deutsch, aber wir leben in Norwegen”. Währendessen, ist auch schon sein Kumpane aufgetaucht. Sie fahren gemeinsam im Verein Rennrad und machen nun eine kleine Tour, vom Nordkapp aus nach Hause. Ihren Wohnort konnte ich mir leider nicht behalten, aber es war jedenfalls eine beachtliche Strecke. Wann sie am Nordkapp losgefahren seien, will ich von ihnen wissen, natürlich auch, um abschätzen zu können wie lange ich selber noch brauchen würde. “Vor fünf Tagen”. Nicht schlecht für so zwei junge Kerls, denke ich. Nachdem die Beiden mir noch ein paar Besonderheiten zur Strecke erläutert hatten, mache ich mich auf, um meinen Tagessoll zu erfüllen. Der Wind meint es garnicht gut mit mir und ich beneide die Beiden welche in die entgegengesetzte Richtung weitergefahren waren. Körperlich allerdings geht es mir wesentlich besser und ich kann die grandiose Landschaft geniessen.
Gegen Nachmittag wird der Wind derart heftig, dass ich mich für zwei Stunden in den Warteraum eines Fährhauses setze. Am frühen Abend flaut der Wind ab und ich fahre noch einige Kilometer, bis ich nach insgesamt 105 Tageskilometern einen wunderschönen Platz zum Nächtigen entdecke.