Tom Sawyer und der fromme Priester

Blos weg hier! Das ist der einzige Gedanke den ich habe, als ich wieder an meinem Zelt angekomme. Ich ruhe kurz, packe in Windeseile meine Sachen und fahre wie ein Besessener die E69 in Richtung Olderfjord zurueck. immernoch ist es leicht am regnen und der Wind blässt nach wie vor recht heftig.Am fruehen Morgen erreiche ich Olderfjord. Der Wind hat sich gelegt und der Himmel ist aufgerissen. Vor einer Bar setze ich mich in die Sonne und mache eine kurze Pause. Viel Proviant habe ich nicht mehr und ich muss gut haushalten. Weiter geht es in Richtung Lakselv. Wie in Trance arbeite ich mich kilometer um Kilometer nach Sueden. Am Mittag mache ich nochmals eine kurze rast in Lakselv, bevor ich mich auf das letzte Teilstueck meiner heutigen Etappe, mit dem Ziel Karasjok mache. Ausgehungert hoffe ich an jenem Sonntagnachmittag einen geöffneten Supermarkt in Karasjok zu finden, in dem ich meine letzten 60 Kronen verbraten kann. Der Supermarkt ist schnell gefunden, jedoch nicht geöffnet. Vor einem Kiosk direkt neben dem Supermarkt lungert ein junger Kerl und trinkt einen Kaffe. Er war mir, aufgrund seiner positiven Ausstrahlung und offensichtlichen Zufriedenheit direkt aufgefallen. “Everything is closed today” flötet er fröhlich in meine Richtung. Wir kommen schnell ins Gespräch und er erzählt mir, dass er aus der Nähe von Muenchen kommt und seit gut einem Monat hier in Karasjok lebt. Was ihn hier ans Ende der Welt verschlagen hat, möchte ich von ihm wissen. “Keine Ahnung, ich wusste einfach, dass ich hier hin muss”. In Deutschland hatte er sich nicht mehr wohlgefuehlt und war einfach aufgebrochen. Ich bewundere ihn fuer seinen Mut und sage ihm das auch direkt. Er heisst Noel, ist 24 jahre alt und hat sich in deutschland mit allerlei Jobs ueber Wasser gehalten. die vergangenen 3 Wochen hat er nun auf dem campingplatz in Karasjok gearbeitet und dafuer Kost und Logie erhalten. Nun haben sie dort keine Arbeit mehr fuer Ihn und er schläft im Freien, unten am Fluss wie er mir erzählt. Im Dorf ist er schon bekannt und er bekommt gelegentlich Handwerkerjobs angeboten. Während wir so dastehen und miteinander plaudern, zieht ein Gewitter auf. Irgenwie verlangt es mir nach einem warmen trockenen Raum und einer deftigen Mahlzeit. Als hätte Noel meine Gedanken erraten, ist er von einem Moment auf den anderen davon ueberzeugt mich zum Essen einladen zu muessen. Er hätte vor ein paar Tagen einen Priester hier im Ort kennengelernt welchen er nun um ein wenig Geld bitten wuerde. Morgen habe er wieder einen seiner Gelegenheitsjobs, dann könne er seine Schulden  direkt wieder begleichen. Er verschwindet und ich bleibe verwundert ueber diesen besonderen Menschen zurueck. Keine Viertelstunde später, taucht Noel gut gelaunt wieder auf. Wir gehen in das einzige restaurant am Platz und verdruecken Beide einen Burger. Währendessen erzählt mir Noel, dass der Priester ihm ein Appartement in seinem Haus angeboten habe und dieser sicherlich nichts dagegen hätte, wenn ich ebenfalls dort nächtigen wuerde. “Ein Geschenk des Himmels” denke ich und kurze Zeit später machen wir uns zum Haus des Priesters auf. Dort angekommen, lege ich mich nur noch auf die Couch und falle in einen Komatösen Schlaf. Sage und schreibe 337 Kilometer habe ich am Stueck bewältigt.

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