Am naechste Morgen geht es mir keinen deut besser. Es ist ein einziger kampf bis ich ueberhaupt loskomme. Da ich kaum noch Verpflegung bei mir habe, insbesondere Wasser, schaue ich auf der Karte nach dem naechsten groesseren Ort. Er ist etwa 30 Kilometer entfernt und heisst Bogen. Da heute Sonntag ist, muss ich mich beeilen. In Norwegen und Schweden haben die Supermaerkte sonntags geoeffnet, jedoch nicht so lange wie an Werktagen. In Bogen habe ich kein Glueck und muss weitere 30 Kilometer Hetzjagt durch profiliertes Gelaende auf mich nehmen, um es in Bjerkvik zu probieren. Dort angekommen sehe ich, wie der Ladenbesitzer gerade die Tueren seines Supermarktes abschliesst. Wie besessen gebe ich Gasund erwische ihn als er grade in sein Auto einsteigen will.
“No its closed” sagt er , noch bevor ich ein Wort ueber die Lippen gebracht habe.
“But I need water urgently, otherwise I will die on the Street!”.
“Where you from, and where do you go?”
“Iam from Germany and iam on the way to the Northcape”.
Er steigt aus seinem Auto und bedeutet mir ihm zu folgen. Er schliesst seinen Laden auf und wir gehen durch die dunklen Gaenge zur Getraenkeabteilung. Er greift in einen Kasten und fischt zwei Flaschen Wasser heraus. Dann aus einem anderen Kasten eine Flasche Pepsicola. Auf dem Weg nach draussen greift er noch einen Bund Bananen und einen Apfel., drueckt mir alles in die Haende und sagt: “Its a gift”. Ich stehe da und bin tief geruehrt. Ich stottere ein “Thank you so much!” und schaue ihm dabei zu wie er in sein Auto steigt und davonfaehrt.. Da die Lebensmittel in Norwegen extrem teuer sind, ein Glas Nutella normaler Groesse kostet umgerechnet gut 7Euro, kann ich mein Glueck kaum fassen.
Ich setze meinen Weg fort und biege von der E10 auf die E6 ab. Ein langer, 4,7 Kilometer langer Anstieg mit einer 7% Steigung der mich ueber die Baumgrenze fuehren wird, wartet auf mich. Kraftlos wie ich heute bin bewege ich mich sehr langsam den Berg hinauf. Mein Tacho zeigt ein Stundenmittel von 9Kmh. Ich bin ein gefundenes Fressen fuer die Monsterbremsen die es in dieser Gegend gibt. Sie beissenganze Hautflaechen aus dir heraus, so dass es blutet. Waehrend ich mich gen Passhoehe emporquaele, landet eines dieser bBiester auf meinem linken Oberarm. Als ich versuche dieses Mistviech mit meiner rechten Hand zu eliminieren, stuerze ich mit Sack und Pack auf die Strasse. Meine linke Huefte schmerzt gewaltig, genau wie meine linke Hand, welche ein Systemgewicht von gut 100 Kilogramm abfangen musste. Danach beginnt ein einziges Leiden. Mein linkes Bein arbeitet so gut wie garnichtmehr mit, die linke Hand lasse ich meist nicht am Lenker, da mich die Erschuetterungen zu sehr schmerzen. Ich habe grosse Lust den gesamten Klimmbimm in den Strassengraben zu feuern, mich danebenzusetzen und zu heulen. Nach wenigen Kilometern sehe ich ein, dass das Ganze heute keinen Sinn mehr macht. Entmutigt finde ich einen schoenen Lagerplatz direkt bei einem reissenden Fluss. Grade einmal 103 Tageskilometer stehen auf der Habenseite.