Gegen Mittag komme ich los. Der Plan fuer den heutigen Tag ist, bis zum Eingang des Nordkapptunnelen zu fahren, dort zu nächtigen, am nächsten Morgen das Gepäck am Zelt zurueckzulassen und die letzten 60 Kilometer nur mit dem Nötigsten zu bewältigen. Ich komme gut voran an diesem Tag. Zuerst erklettere ich eine 5 Kilometer lange, 7% steile Rampe, bevor es dann lange Zeit ueber ein karges Hochplateau geht. Die letzten Kilometer vor Olderfjord, dem Ort in welchem ich nach links auf die E69 Richtung Nordkap abbiege, gehen dann gemässigt bergab. Nun fuehrt mich mein Weg direkt am Meer entlang.
Das Wetter ist schön und ich halte häufig um Bilder zu machen. Bei einem dieser Stops komme ich mit einem ruestigen Rentner ins Gespräch. Er ist pensionierter Seemann, stammt aus Alta und hat ein Ferienhaus hier oben. Als er erfährt, dass ich aus Deutschland komme, gerät er ins Schwärmen und erzählt von seiner Zeit in den deutschen Häfen. Als er das Seemannsheim in Bremerhaven erwähnt werde ich hellhörig, habe ich doch einige Jahre zuvor an einem dokumentarischen Theaterprojekt ueber das ehemalige Seemannsheim in Bremerhaven mitgewirkt. Ein paar gezielte Fragen später steht fest: Es ist genau jenes ehemalige Seemansheim welches ich vor einigen Jahren bespielt habe. 1964, so erinnert er sich sei er das letzte mal dort gewesen.
Völlig perplex setze ich meinen Weg fort. Zwei entgegenkommende Reiseradler warnen mich davor zum Nordkap hinaufzufahren, es wäre die Hölle. Windgeschwindigkeiten bis 80 Kmh und Schlagregen. Zudem sehr kalt. Ich kann es kaum glauben, haben wir doch, vielleicht 60 Kilometer vom Kap entfernt, einen locker bewölkten Himmel, einen leichten Wind und milde Temperaturen. Ich erwiedere, dass ich heute ohnehin nicht bis zum Nordkap wolle und bedanke mich fuer alle weiteren Tips und Ratschläge, welche mir die Beiden noch mit auf den Weg geben. Gegen 22 Uhr erreiche ich das Suedportal des Nordkapptunnelen. Schnell finde ich einen geeigneten Platz fuer mein Zelt und ebenso schnell in einen erholsamen Schlaf. Exakt 181 kilometer habe ich heute erradelt. Morgen ist es dann soweit, mein grosses Ziel wartet darauf erobert zu werden…